Vorbei die Zeiten, als du dein Snowboard umständlich auf den Rucksack binden und kilometerweit den tief verschneiten Berg hochschleppen musstest. Kein Wunder, dass du schon vollkommen erledigt warst, bevor der eigentliche „Spaß“ – nämlich die rasante Abfahrt – begann. Snowboarder mussten auch wirklich lange genug Benachteiligungen (im Vergleich zu Skifahrern) in Kauf nehmen, was das Tourengehen betrifft.
Inzwischen gibt es glücklicherweise das Splitboard – in verschiedenen Varianten. Damit die Qual der Wahl nicht zum nächsten Problem wird, liest du dir am besten diesen Artikel durch, der aus drei großen Teilen besteht: Wissen, Praxis und Durchstarten!
Tourengehen kompaktest WISSEN für dich zusammen gestellt
Der steinige Weg zur Entwicklung des Splitboards
Erst stapften Snowboarder gefühlte Ewigkeiten mit fettem Rucksack samt angebundenem Snowboard auf dem Kreuz und schweren Boots an den Füßen den steilen, schneebedeckten Berg hinauf. Man braucht eigentlich nicht dazuzusagen, dass die Beine sehr bald extrem schwer wurden.
Dem sollten später spezielle Schneeschuhe Abhilfe leisten. Die Neuerung brachte aber auch keine wirkliche Verbesserung, denn das Board (und damit üppig Gewicht…) galt es ja nach wie vor zu tragen. Und dann war es den motivierten Einbrett-Artisten nicht einmal vergönnt, die Aufstiegsspur der normalen Skitourengeher zu benutzen, um eine Erleichterung zu erfahren. Letztere dachten nämlich nur an sich und hatten gar kein Interesse an Schneeschuhabdrücken in ihrer tollen Spur. Somit blieb Snowboardern nichts anderes übrig, als einen frischen Pfad zu gehen und den damit verbundenen Mehraufwand an Kraft hinzunehmen.
Bald darauf kamen sogenannte Climbs auf den Markt. Die teilbaren Kurzskier aus Alu stellten zumindest mal eine sinnvolle Alternative zu den Schneeschuhen dar. Doch das Dilemma mit dem massiven Snowboard auf dem Rücken blieb bestehen. So tüftelten Snowboardfirmen weiter an Möglichkeiten – und entwickelten das Splitboard. Die lange Leidenszeit touringbegeisterter Snowboarder fand also endlich ein Ende.
Was ein Splitboard grundsätzlich auszeichnet
Das Prinzip eines Splitboards ist so simpel wie genial:
Es handelt sich um ein Snowboard mit dem besonderen Feature der Teilbarkeit, wie der Name des Bretts nahelegt. Du teilst das Board für den bergigen Aufstieg entzwei (oder „entdrei“…). Die resultierenden „Skier“ schnallst du dir daraufhin an die Füße und bewegst dich wie die egoistischen Skifahrer durch die Spur der Tourengeher nach oben. Hast du den Punkt erreicht, von dem du deine Abfahrt starten willst, baust du die einzelnen Tourenskier wieder zum Snowboard zusammen.
Glücklicherweise sind die Mechanismen des Auseinander- und Zusammenbastelns relativ einfach gestrickt. Mit ein wenig Übung gelingt dir die jeweilige Aktion binnen drei oder vier Minuten (je nachdem, wie frostig deine Finger sind…). Probier das Ganze erst einmal ausgiebig zuhause, sobald du eine passende Ausrüstung besitzt. Dann klappt’s auch auf dem Berg.
Hinweis: Erfahrungsberichte von Snowboardern, die regelmäßig mit dem außergewöhnlichen Brett fahren, beweisen eindeutig, dass ein Splitboard in puncto Stabilität und Fahrgefühl genauso überzeugt wie ein herkömmliches Board ohne Splitfunktion.
Tourengehen im Mini-Porträt
Tourengehen ist nichts anderes, als Berge auf Skiern (oder zu Fuß…) zu besteigen und Talfahrten abseits der präparierten Pisten zu genießen. Der immense Vorteil der noch relativ jungen, aber immer populärer werdenden Sportdisziplin liegt auf der Hand: Du meidest überfüllte Skipisten und sparst dir die Lästigkeit unendlicher Warteschlangen am Lift. Fernab der Massen ziehst du deine Schwünge in den tiefen Schnee – jedes Mal ein fantastisches Erlebnis!
Die PRAXIS mit Deinem Splitboard
Splitboard ist nicht gleich Splitboard
So lange Snowboarder auf die Veröffentlichung eines Splitboards warten mussten, so groß ist heute die Auswahl. Wie bei klassischen Brettern gibt es auch im Splitboardsegment unterschiedliche Typen (die noch dazu den Arten der nicht teilbaren Boards entsprechen). Im Wesentlichen differenziert man
- Freeride-Splitboards,
- Freestyle-Splitboards und
- Allmountain-Splitboards.
Um die grundsätzlichen Merkmale der einzelnen Boards kennenzulernen, wirfst du einfach einen Blick auf die entsprechenden Ratgeber. Auf dem Portal findest du zu jedem Brett einen ausführlichen Artikel. Die Splitvarianten der Bretter kommen mit denselben Eigenschaften daher – und natürlich dem Zusatz, dass sie geteilt werden können und sich damit zum Tourengehen eignen.
Splitboard Übersicht
Hier findest du eine Übersicht über 5 sehr gute Splitboards. So kannst du ihre Eigenschaft sehr leicht miteinander vergleichen.
Extra: Splitboards für Frauen
Frauen, die sich fürs Snowboarden und Tourengehen begeistern, tendieren häufig dazu, kleine Männerboards zu kaufen. Das muss aber nicht sein. Es gibt nämlich auch diverse Splitboards, die explizit auf die anatomischen Eigenheiten der holden Weiblichkeit ausgerichtet sind. Die typischen Charakteristika im Überblick:
- kürzere Länge
- weniger Mittelbreite
- geringeres Gewicht
- weicherer Flex
Wichtige Kriterien beim Kauf eines Spiltboards
Neben der konkreten Art des Boards beziehungsweise dem Shape, der unmittelbar mit der Brettversion zusammenhängt, gibt es natürlich noch ein paar Kriterien, die du beim Kauf deines Splitboards berücksichtigen solltest.
Länge und Gewicht
Die Länge lässt sich nicht ganz frei wählen. Sie richtet sich wiederum in hohem Maße nach dem gewünschten Board-Shape. An folgender Faustregel kannst du dich allerdings orientieren (auch für andere Boards):
Körpergröße in Zentimetern minus 15 bis 25.
15-19: Fortgeschrittene und Profis, die am liebsten im Powder unterwegs sind. Mit dem Können wird die abzuziehende Zahl kleiner (15 als unterstes Limit) und damit das Board länger – und umgekehrt.
20-25: Anfänger und Fortgeschrittene, die sich noch mehrheitlich auf der Piste aufhalten. Kürzere Boards sind leichter hand- beziehungsweise „fußzuhaben“.
Interface und Bindung
Interface und Bindung sind mit die bedeutsamsten Elemente für Splitboards und Tourengeher. Sie müssen ideal auf das jeweilige Brett abgestimmt sein. Im Folgenden erfährst du die wichtigsten Eigenschaften der drei gängigsten Systeme Voilé, Karakoram und Plum.
- Voilé-System
- das am meisten verbreitete und älteste System auf dem Markt
- besteht aus vier Scheiben, die am Insert des Boards angebracht werden
- zum Fahren schiebt man die Bindung über die Scheiben und fixiert sie mit einem Pin
- mit nahezu allen Soft- und Hardbootbindungen kombinierbar
- Karakoram-System
- moderne Lösung mit Verbesserungen hinsichtlich Aufbauhöhe und Verbindung zum Board
- Hooks ziehen die Hälften des Boards für eine erhöhte Stabilität aktiv zusammen
- Wechsel von Hiking auf Abfahrt funktioniert bequem ohne Aussteigen aus der Bindung
- nur mit hauseigenen Karakoram-Bindungen kombinierbar
- Plum-System
- neueste Variante im Bereich der Interface- und Bindungsoptionen für Splitboards
- sehr gute „Verschmelzung“ der Boardhälften mit wenigen Einzelteilen
- Umstecken der Bindung vom Hiking- in den Abfahrtsmodus geht noch schneller
- nur mit markengleichen Bindungen kombinierbar (aber mit allen Softboots)
Grundsätzlich wichtige Merkmale in Bezug auf die Bindungssysteme:
- möglichst leicht
- rundum stabil
- angenehm beim Hiking
- komfortabel bei der Abfahrt
DURCHSTARTEN – mit Deinem Splitboard auf die erste Tour
Equipment fürs Tourengehen mit Splitboard
Mit dem richtigen Splitboard und der geeigneten Interface-Bindungs-Lösung bist du schon gut, aber noch nicht komplett ausgerüstet. Hier eine Liste mit den Utensilien, die du darüber hinaus für deine Touring-Aktivitäten brauchst:
- Splitboard-Steigfelle*
- höhenverstellbare Touringskistöcke
- LVS-Gerät, Sonde und Schaufel**
- Harscheisen***
- * Die Steigfelle bringst du auf beziehungsweise unter deinem Splitboard an, um den Berg hochzukommen.
- ** LVS ist das Kürzel für Lawinenverschüttetensuchgerät (wichtig, wenn du in der Gruppe unterwegs bist).
- *** Harscheisen sind Metallbeschläge, die du in die Bindung deiner „Splitboardskier“ einsetzt, um auch auf harschigem oder vereistem Schnee gut nach oben „klettern“ zu können. Sie sind gefragt, wenn die Steigfelle nicht mehr ausreichend Halt bieten.
Sicherheit steht an erster Stelle beim Tourengehen
Bei allem Vergnügen, das mit Tourengehen auf einem Splitboard einhergeht, haben Sicherheitsvorkehrungen selbstverständlich oberste Priorität. Lass dich zu Beginn unbedingt von einem geübten Tourengeher begleiten. Alleine solltest du erst losziehen, wenn du ein wenig Erfahrung gesammelt hast. Kennst du niemanden, der infrage kommt? Dann buch dir eventuell einen Lehrer. Und: Mach deine erste Solo-Tour in einem ehemaligen, aufgelassenen Skigebiet mit einem kurzen Aufstieg.
Zudem ist essenziell, dass du dich VORAB intensiv mit der Strecke auseinandersetzt, die du anvisierst. Von vergletschertem Gelände solltest du dich ebenso fernhalten wie von Hängen mit einer Neigung über 30°. Auch steile Flanken sind gefährlich – von oben können unerwartet Lawinen losrollen. Logischerweise ist es auch obligat, vor dem Start den Lawinenlagebericht der jeweiligen Region zu checken. Für den Notfall solltest du immer ein Erste-Hilfe-Set dabeihaben. Bloß nicht vergessen!
Los geht’s mit dem pulvrigen Abenteuer!
Hältst du dich an die Ratschläge und Empfehlungen dieses Beitrags, darfst du sicherlich bald ein cooles Splitboard dein Eigen nennen und kannst guten Gewissens deine pulvrigen Abenteuer im wilden weißen Backcountry starten. Viel Spaß dabei!
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Nice overview